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Freitag, 29. Juli 2011

Das Heim ist nicht meins!

Manno, mein Betreuungskind, das heute den letzten Tag bei mir hätte, ist zu quakig. Die Mama hat abgesagt. Soo schade! Der war so süß und total lieb. Wer weiß, wann ich den nun wieder seh. Und außerdem hab ich damit nun heute schon wieder frei und wenn die Stunden damit dann wieder weniger werden, muss ich womöglich doch wieder ins Heim.
Das verrückte am Heim ist ja, dass einem die Kinder dort, trotz aller Widrigkeiten dennoch ans Herz wachsen. Sie haben alle etwas liebenswertes an sich, auch wenn sie es nicht immer zeigen (wollen). Ein Kind duscht nicht freiwillig und klaut, ein anderes benutzt ständig unanständiges Vokabular und prügelt sich gerne, übrigens beides Mädchen. Die Liste ist lang und jedes Kind anders, aber sie alle freuen sich, wenn sie ernst genommen werden und beachtet. Und genau da gehts dann wieder los. Sie wollen beachtet werden und dafür tun sie dann auch einiges und zwar das, was sie gelernt haben. Sie bekommen die meiste Aufmerksamkeit durch Auffälligkeiten. 
Mit ein bisschen Glück schafft man es, dass sie Vertrauen zu einem aufbauen, aber dieses Gerüst ist sehr labil und wackelig und wird ständig neu getestet. Die Erzieher dort arbeiten nicht mehr nach diesem Prinzip - jedenfalls soweit ich das beurteilen kann. Dort verbringen die Betreuer keine Freizeit mit den Kids sondern sitzen im Büro und erwarten die Katastrophen, die dann auch früher oder später eintreten. Dann wird eingegriffen. Irgendwie haben sie die Kinder ja schon im Griff, jedenfalls haben alle Respekt vor ihnen und was sie sagen, wird dann auch gemacht. Aber ist das denn wirklich gut für die Jugendlichen und Kinder?
Ich möchte so nicht arbeiten und habe es damals auch anders gelernt...
So, das tat gut!

5 Kommentare:

  1. Meine Mutter hat früher , als sie noch berufstätig war, auch mal Heimkinder betreut, aber da wurde sich wirklich um die kids gekümmert, die sie dann auch als Ersatzmutter betrachteten und ich war fürchterlich eifersüchtig :-)

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, herzlichst Shoushou

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  2. Du hast die richtige Einstellung. Auch hier sieht man, dass Gefühle, gleich welcher Art, nicht mehr gefragt sind bzw. man nicht bereit ist, diese zu zeigen. Oder sind sie gar abhanden gekommen?
    Was soll aus diesen Kindern werden, wenn sie nicht mit "Liebe" geleitet werden sondern nur mit Druck?
    Einen lieben Gruß sendet Dir
    Irmi

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  3. Meine Freundin ist Psychologin und betreut so eine Art Miniheim zuhause mit ca 4-6 Kindern und Jugendlichen. Rund um die Uhr. Alle mit irgendwelchen Schwierigkeiten oder sehr schwierigen Familiensituationen. Ich mag die Kinder immer und sehe da meist gar nichts Komisches. Aber sie klauen, waschen sich nicht, sind sexuell oft auffällig (die Mädchen), hauen ständig ab, schwänzen die Schule und kiffen. Sie greift sehr hart durch, aber schenkt ihnen auch total viel Herzblut und Aufmerksamkeit. Und ich sehe, wie anstrengend das ist und was für Kraft das kostet. Und am Ende laufen sie dann doch wieder weg und kommen in eine andere Einrichtung oder werden nach Polen verschickt zu irgendner Maßnahme. Viele Trennungen von Kindern, die einem ans Herz gewachsen sind und viel Frust, aber auch viel Freude. Und alle kleben ständig an ihr, egal, was ist und sie hat nie Zeit für sich. Jeder kämpft um ihre Aufmerksamkeit. Dann oft noch Gegenwind von den Familien, denen dann Horrorstories erzählt werden, wenn eine Konsequenz nicht passt. Es sollte anders sein, aber es ist ein sehr harter Job und irgendwann stumpfen die Erzieher ab. Ich könnte das nicht...

    LG Tina

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  4. Das was Du erzählst von dem Heim kann ich gut nachvollziehen, ich habe auch mal im Rahmen meiner Sozilpädagogischen Ausbildung in einer Vorschulklasse gearbeitet im Brennpunkt. Dort sind die Kinder genau wie Du sie beschrieben hast gewesen. Aber je mehr Kontakt und Zuneigung sie benötigt haben, desto eher haben sie etwas von einem geklaut. Einzelbetreuung war oft die Lösung, aber nicht für die Einrichtung... ich denke, daß sie einfach nie richtig gelernt haben, was Liebe und Vertrauen ist, also können sie auch nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Schwierige Situation finde ich!
    Liebe Grüße Tinki
    PS: Ich arbeite jetzt ganz woanders, weil ich das mit meiner eigenen Familie sehr schwierig fand zu vereinbaren - ist auch egoistisch.

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  5. Traurig :( LG Maarten

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